Geschichte

Wissenschaftliches Vermächtnis

Selbst konstruiertes 40-Fuß Spiegelteleskop von Wilhelm Herschel

Die Forschung der Geschwister Herschel beschränkte sich nicht nur auf Sterne, Planeten, Monde, Kometen, und Nebel, sondern auch die Entdeckung der Infrarotstrahlung stellt einen wichtigen Teil ihrer Arbeit dar. Zusätzlich sind die Geschwister Herschel für den Bau von Teleskopen bekannt, die zu ihrer damaligen Zeit einzigartig waren.

Viele der Entdeckungen der Geschwister Herschel wurden erst durch ihre systematische Durchmusterung des Himmels ermöglicht. Sie katalogisierten dabei zahllose Sterne, Doppelsterne und Nebel, und verzeichneten diese auch in übersichtlichen Katalogen oder ergänzten die von anderen Astronomen schon veröffentlichten Kataloge um ihre neuen Entdeckungen. Die Entdeckung des Uranus und vieler Kometen waren nur möglich, weil die Herschels genaue Aufzeichnungen über alle beobachteten Objekte machten und systematisch  den ganzen Himmel beobachteten. Sobald eine neue Entdeckung in einer schon bekannten Himmelsregion gemacht wurde, musste es sich um ein bewegliches Objekt handeln. Wilhelm Herschel zählt auch zu den ersten Astronomen, die sich Gedanken über den Lebenszyklus von Sternen machte, und die Scheibe der Milchstraße sowie die Position unseres Sonnensystems darin zu vermessen versuchte. Die Geschwister Herschel legten also den Grundstein für die moderne Astronomie der Himmelsdurchmusterungen ("survey astronomy"). Außerdem trugen ihre Konstruktionen von großen Spiegelteleskopen auch maßgeblich zur technischen Entwicklung von immer besser werdenden Teleskopen in der Astronomie bei.

Mit der Entdeckung der Infrarotstrahlung öffneten die Herschels erstmals das Tor zum unsichtbaren Teil des elektromagnetischen Spektrums, der damals noch völlig unbekannt war, heute aber ein unverzichtbarer Teil von Forschung und Alltag ist. Der theoretische Hintergrund dazu und moderne Detektoren, die diese unsichtbaren Strahlen direkt sichtbar machen können, war den Herschels in ihrer Lebenszeit noch verschlossen. Ihre Arbeit auf diesem Gebiet kann aber als grundlegender Meilenstein zur modernen Forschung bezeichnet werden.

Aus der Sicht der Wissenschaft hat die Entdeckung der Infrarotstrahlung maßgeblich zu unserem Verständnis des Universums beigetragen, indem Infrarotastronomie die Beobachtung von kühlen Staubwolken im All ermöglicht. Diese Staubwolken durchziehen nicht nur unsere Milchstraße (siehe Bild unten) sondern auch weit entfernte andere Galaxien, und in den dichten Staubwolken können neue Sterne und Sternhaufen, sowie Planetensysteme entstehen. Auch am Ende von Sternenleben, wenn diese sich letzendlich in ihre Grundbestandteile auflösen und staubiges und gasförmiges Material ans umliegende Universum abgeben, bilden sich Staubwolken, die im Infraroten strahlen. Das bisher bedeutendste Infrarotteleskop wurde nach Wilhelm Herschel benannt, und war unter dem Namen Herschel Space Observatory von 2009 bis 2013 im Weltall mit einem Spiegel von 3.5 Metern Durchmesser im Einsatz.

Die staubige galaktische Ebene aus der Sicht des Herschel Weltraumteleskops im Infraroten.

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